Homeoffice?

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Wer arbeitet nicht gerne zu Hause und verdient sein Geld? Homeoffice ist das Stichwort, ein Büro für die Arbeit, ganz für Dich alleine und Du wirst von Deinem Arbeitgeber auch noch bezahlt. Klingt gut, nicht wahr? Doch Vorsicht. Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Gedanken zu Homeoffice

Während der letzten Covid-19 Pandemie (Corona) wurden uns viele Auflagen gemacht. Eine dieser Auflagen war es, Menschenansammlungen möglichst zu vermeiden. So haben sich viele Unternehmen daran erinnert, dass zumindest ein Teil der Angestellten ja auch zu Hause arbeiten könnte. Die Heimarbeit gibt es bereits fast 50 Jahre, doch seit 2020 ist sie bekannter geworden und ist seit dem in aller Munde. Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter ins Homeoffice, entweder ganz, also zu 100 %, oder teilweise. Manche Mitarbeiter mussten dennoch ein- oder zweimal in der Woche ins Büro.
Die Büroräume im Unternehmen wurden leerer und der Chef hat bemerkt, dass er dadurch viel Geld sparen kann. Schließlich gingen die Stromkosten runter, weil kaum noch Licht in den Büros gebraucht wurde. Aber auch der Energiebedarf für die Büroeinrichtung sank in einem nicht unerheblichen Maß. Und auch die Mitarbeiter konnten sich die Kosten für den Arbeitsweg sparen. Ist es da ein Wunder, dass die Arbeit im Homeoffice auch heute noch eine große Rolle spielt?

Doch was für das Unternehmen positiv zu sein scheint, stellt sich für den Arbeitnehmer teilweise negativ dar.

Homeoffice aus Sicht des Angestellten

Als mir im Februar 2020 ein Job im Homeoffice angeboten wurde, ging mir als erstes durch den Kopf, dass ich keine Kosten für den Arbeitsweg haben werde. Außerdem wäre es möglich, meine Arbeitszeit zumindest in Grenzen selbst zu bestimmen. Das gab mir trotz Homeoffice ein Stück Freiheit. Doch diese Gedanken wurden recht bald eingetrübt. Es gibt eine Kernarbeitszeit von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr bei einer täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden. Davon wurden 4 Stunden vorgegeben und die übrigen 4 Stunden kann ich mir selber einteilen. So könnte ich um 7 Uhr beginnen und um 15:30 Uhr Feierabend machen, aber auch erst um 9 Uhr beginnen und um 17:30 Uhr Feierabend machen. Diese Flexibilität gab mir ein Stück Freiheit, die ich nicht hätte, müsste ich jeden Tag ins Büro fahren.
Nun bin ich 4 Jahre ausschließlich im Homeoffice tätig und muss feststellen, dass ein Job im Homeoffice auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen beschreiben und Dich ggf. dazu bewegen, über einen eventuellen Job im Homeoffice nachzudenken.

Wer eignet sich für Homeoffice?

Für einen Job im Homeoffice eignet sich im Prinzip jeder, der ein paar Dinge beachtet. Als mir mein Job angeboten wurde, habe ich die Dinge nicht bedacht und ich beginne, es zu bereuen, nicht darüber nachgedacht zu haben.

Arbeitszeit

Liegt die Kernarbeitszeit in einem Zeitfenster, in dem Du nichts anderes zu tun hast und nicht gestört wirst?
Störfaktoren können sein:

die Haustür
Es klingelt und nur Du kannst hingehen. Manchmal ist der Briefträger an der Tür, manchmal will Dir jemand einen Vertrag andrehen oder die Nachbarin fragt nach einem Ei. Solche Dinge unterbrechen den Arbeitsablauf und es fällt manchmal schwer, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren.
Kinder im Haus
Wenn Du Vater von Kindern bist, stelle Dich darauf ein, dass die Kinder Deine Nähe oder Unterstützung brauchen. Sie realisieren häufig nicht, dass Du gerade arbeitest. Schließlich ist Papa zu Hause und nicht auf Arbeit. Häufigere Unterbrechungen können an der Tagesordnung sein. Sind die Kinder bereits größer, sind sie in der Regel kein Problem, denn sie wissen; Papa ist im Büro, Papa arbeitet und darf nicht gestört werden.
Ehepartner
Ja, auch Ehepartner können während Deiner Arbeitszeit ein Störfaktor sein. Es müssen ganz dringend wichtige private Dinge besprochen werden, die keinen Aufschub dulden. Das ist häufig gerade dann der Fall, wenn der Ehepartner selbst arbeiten geht und dessen Arbeitszeit beginnt, wenn Du gerade Feierabend hast.
Technische Probleme
Die kommen immer dann vor, wenn man sie am Wenigsten brauchen kann und wie es der Zufall so will, immer während Deiner Arbeitszeit. Dabei kann es sich um einen verstopften Abfluss handeln oder um eine ausgelöste Sicherung und der Strom ist weg. Natürlich gerade dann, wenn Du gerade dabei bist, ein wichtiges Dokument zu schreiben und es zwischendurch nicht gespeichert hast.
Das Telefon
Dein Handy klingelt und ein alter Freund ruft an, den Du schon lange nicht mehr gesehen hast? Wenn Du das Gespräch entgegen nimmst, sind schnell 30 Minuten vorbei. 30 Minuten Deiner Arbeitszeit ist verloren. Das Gespräch wird beendet und es fällt Dir schwer, dich den Rest des Tages auf Deine Arbeit zu konzentrieren.

Das sind nur ein paar Beispiele, die ich als Störfaktor im Homeoffice festgestellt habe.
Teilweise kann man etwas gegen Störfaktoren unternehmen.

  • Privates Telefon abschalten. Hierzu zähle ich nicht nur das privat genutzte Smartphone, sondern auch das privat genutzte Festnetztelefon. Aktiviere beim Festnetz den Anrufbeantworter und schalte das Smartphone aus. Dann wirst Du auch nicht mehr mit Privatgesprächen belästigt.
  • Richte Dir Dein eigenes Büro ein. Nutze dafür einen Raum, den Du ggf. abschließen kannst, aber auch einen Raum, der sonst gar nicht oder nur während des Feierabend genutzt wird.
  • Kläre Deinen Homeoffice-Job mit der ganzen Familie, bevor Du den Job antrittst. Kläre Deine Arbeitszeit und dass Du währenddessen nicht gestört werden darfst.

Kosten im Homeoffice

Ich nehme es gleich vorweg; ein Job im 100 % Homeoffice ist kostengünstiger als ein Job im Büro des Unternehmens. Je nach dem, wie lang Dein Arbeitsweg ist, können Dir Treibstoffkosten von mehreren Hundert Euro im Monat entstehen. Dieses Geld würdest Du im Homeoffice natürlich sparen. Doch bedenke, dass Du im Homeoffice Kosten hast, die Dein Arbeitgeber normalerweise nicht erstattet. Diese Kosten können sich durchaus auf ca. 1500 Euro belaufen.

Telefon und Internet
Für Telefonate oder Videokonferenzen benötigst Du einen entsprechenden Festnetzanschluss, denn viele Arbeitgeber legen Wert auf eine gute und zuverlässige Internetverbindung. Prüfe Deinen Internetzugang und erweitere ihn bei Bedarf. Mit einer 16 MBit-Leitung brauchst Du an Videokonferenzen nicht teilnehmen. Selbst, wenn Dir 16 MBit privat ausreichen, reichen sie für Deinen Job normalerweise nicht. Bedenke, dass Du je nach Telefonleitung entsprechende Kosten haben wirst.
Technische Geräte
Dein Arbeitgeber arbeitet grundsätzlich mit Windows, während Du privat mit Linux oder macOS arbeitest? Nun, dann wird Dir nichts anderes übrig bleiben, als Dir einen Windows-Rechner zuzulegen. Manche Arbeitgeber stellen Dir einen Rechner kostenfrei zur Verfügung, manche geben Dir einen Teil zu den Anschaffungskosten dazu, manche Arbeitgeber unterstützen Dich bei der Anschaffung gar nicht. Doch mit einem Rechner alleine ist es meistens nicht getan. Manchmal wird ein Drucker, ein Faxgerät und ggf. auch ein Scanner benötigt. So ist es in meinem Homeoffice-Job.
Verbrauchsmaterial
Materialien wie Druckerpapier, Tintenpatronen usw. müssen ebenfalls bedacht werden. Mir ist kein Arbeitgeber bekannt, der Verbrauchsmaterialien für Homeofficetätigkeiten bezahlt. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass es solche Arbeitgeber gar nicht gibt.

Arbeitszeitnachweis

Je nach Art der Tätigkeit musst Du Dich auf dem Server im Betrieb einloggen. Dann wird normalerweise auch Deine Arbeitszeit entsprechend automatisch erfasst. Es gibt aber auch Arbeitgeber, bei denen Du Dich nicht auf dessen Server einloggen musst. In diesem Fall bist Du verpflichtet, jeden Tag Deine Arbeitszeit zu notieren und den „Stundenzettel“ Deinem Arbeitgeber unterschrieben zu übermitteln. Mit Deiner Unterschrift erklärst Du, dass alle Angaben auf dem Stundenzettel richtig sind und der Wahrheit entsprechen.
Dann gibt es unter Anderem noch die Möglichkeit, die Arbeitszeit an Hand einer Chipkarte anzugeben. Dazu wird an Deinem Rechner ein Chipkartenleser angeschlossen. Nachdem Du Dich dann am Server Deines Arbeitgebers angemeldet hast, schiebst Du die Chipkarte in das Lesegerät. Solange die Chipkarte im Leser steckt, arbeitest Du und sobald sie herausgezogen wird, machst Du Pause oder Feierabend. Die Chipkarte dient auch zur Anmeldung am Server. Damit ist eine minutengenaue Arbeitszeiterfassung möglich.

Die Steuererklärung

Wenn Du im Homeoffice arbeitest, hast Du ein paar Möglichkeiten, die entstandenen Kosten von der Steuer abzusetzen.
Du kannst bis zu 12 qm Deines Homeoffice zum anteiligen Mietpreis Deiner Wohnung absetzen. Ist Deine Wohnung z. B. 100 qm groß und kostet incl. Nebenkosten 1000 Euro im Monat, kannst Du 12 qm bzw. 12 % vom Mietpreis in der Steuererklärung angeben. Anzugeben ist der Mietpreis für das gesamte Jahr. Du zahlst für 12 qm also 120 Euro monatlich bzw. 1440 Euro im Jahr. Diese 1440 Euro kannst Du in der Steuererklärung angeben.
Fahrkosten? Wenn Du 2 mal in der Woche ins Büro fahren musst, welches 30 km Arbeitsweg bedeutet, kannst Du die Kosten mit je 0,30 Euro ebenfalls absetzen. Gebe in der Steuererklärung an, an wieviel Tagen in der Woche Du den Weg fährst undwie lang die einfache Strecke ist.
Auch Telefon- und Internetkosten können abgesetzt werden. Hier kommt es darauf an, ob der Telefonanschluss ausschließlich für den Job genutzt wird oder nicht. Wird der Anschluss zu 100 % beruflich genutzt, können die gesamten Kosten abgesetzt werden. Anderenfalls kann nur der beruflich genutzte Anteil abgesetzt werden. In diesem Fall ist es sinnvoll, sämtliche Telefonate, die beruflich und privat geführt werden, zu notieren, und zwar mit Datum, Uhrzeit, Name des Angerufenen, dessen Telefonnummer und die Dauer des Gespräches. Das kann logischerweise einen hohen bürokratischen Aufwand bedeuten. Das gleiche wie für den Telefonanschluss gilt auch für den eigenen PKW.
Wird der PKW ausschließlich beruflich genutzt, können sämtliche Kosten für das Fahrzeug abgesetzt werden. Wird der PKW auch privat genutzt, muss zwingend ein Fahrtenbuch geführt werden. Ein Fahrzeug, welches vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt wird, kann nicht abgesetzt werden. Wird übrigens auch der Telefonanschluss komplett vom Arbeitgeber bezahlt, kann auch der nicht abgesetzt werden.

Weitere Absetzungsmöglichkeiten:
Renovierung des Büros. Hier gilt jedoch, dass die Renovierung vom Fachmann erledigt wird und dann können nur die entstandenen Lohnkosten abgesetzt werden, jedoch nicht das notwendige Material. Die Rechnung ist unbedingt aufzuheben, weil das Finanzamt ggf. danach fragen wird.

Es gibt mit Sicherheit noch mehr Absetzungsmöglichkeiten. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, kann dadurch eine Steuererstattung im oberen 3-stelligen bis in den 4-stelligen Bereich herauskommen.

alleine arbeiten

Solltest Du mehr oder weniger regelmäßig das Bedürfnis haben, Dich mit Deinen Arbeitskollegen bei einer Tasse Kaffe in der Pause unterhalten zu wollen, sei Dir darüber im Klaren, dass das bei einer Homeofficetätigkeit nicht möglich ist. Wer im Homeoffice arbeitet, arbeitet ganz alleine ohne Kontakt zu Arbeitskollegen zu haben. Kontakt zu Arbeitskollegen entsteht höchstens virtuell durch einen Videoanruf mit z. B. Zoom, Teams, Skype oder auch Facetime. Doch solche Videoanrufe ersetzen nicht den persönlichen Kontakt.

Schlusswort

Wie alles im Leben hat auch Homeofficearbeit Vor- und Nachteile. Letztlich muss jeder für sich wissen, ob Homeoffice für ihn in Frage kommen kann. Auf jeden Fall ist es eine Überlegung wert, wenn es vom Arbeitgeber angeboten wird. Bei den Überlegungen spielen viele Dinge eine Rolle, angefangen von der Länge des Arbeitsweges bis hin zu den Kosten und Steuererleichterungen. Wer alleine wohnt, wird weniger Probleme mit Homeofficearbeit haben als jemand, der Ehepartner und Kinder hat. Wer sein Computerequipment auch für die Arbeit nutzen kann, erspart sich möglicherweise die Anschaffung eines Arbeitsrechners. Wer zu Hause eine ruhige Arbeitsumgebung hat, kann sich im Homeoffice besser auf die Arbeit konzentrieren. Wer zu Hause jedoch viel um die Ohren hat, sollte sich gut überlegen, ob Homeoffice die richtige Arbeitsumgebung sein kann.
Wer während der Arbeitszeit viel telefonieren muss, braucht unbedingt eine ruhige Arbeitsumgebung.

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