Ein PC für Alle

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Vorweg: Dies ist keine Werbung.

Du hast Dich in Deinem Leben immer bemüht, zu lernen, bis Du gemerkt hast, dass Du es nie lernen wirst?
Wovon ich rede? Ich rede vom Lesen und Schreiben.
Menschen, die nicht lesen und schreiben können, nennt man in Fachkreisen Analphabeten. In Deutschland hat fast jeder Zehnte ein Problem mit dem Lesen oder Schreiben. Das ist also gar nicht so selten. Manche können es gar nicht, die Meisten haben eine Rechtschreibschwäche.

Analphabeten fühlen sich viel zu oft aus dem sozialen Leben ausgeschlossen und sehr Viele gehen abends wieder zur Schule, um lesen und schreiben zu lernen. Das ist ein langer Weg, der manchmal viele Jahre dauern kann. Deshalb zeige ich heute mal eine Möglichkeit auf, mit der Menschen mit einer Lese- und Schreibschwäche dennoch am allgemein üblichen digitalen Leben teilnehmen können. Ich möchte an dieser Stelle jedem die Möglichkeiten aufzeigen, Texte zu 99 % fehlerfrei zu schreiben. Nein, Du bist nicht behindert, wenn Du beim Schreiben viele Fehler machst. Du hast lediglich ein Defizit, welches Dank der Computer nahezu vollständig beseitigt werden kann. Auch liegt es mir fern, oberlehrerhaft zu erscheinen.

auffällig

Mir fällt seit einigen Jahren immer häufiger auf, dass gerade junge Leute, die gerade von der Schule kommen, ein Problem mit der Rechtschreibung haben. Dabei werden die einzelnen Worte richtig ausgesprochen, aber falsch geschrieben.
Beispiel?
Gesprochen wird: „Ich sitze auf einem Stuhl.“
geschrieben wird: „Ich sizze auf ein Stull.“

Und sowas dann von Realschülern oder Abiturienten? Okay. Das Beispiel trifft auf Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche zu. Es gibt aber auch Menschen, die gar nicht lesen und schreiben können.

Was kann ich tun?

Wie wäre es, wenn Du Deine Bankgeschäfte ganz alleine erledigen kannst? Wie wäre es, wenn Du selbst eine eMail oder SMS schreiben und absenden kannst? Wie wäre es, wenn Du Dich im Internet völlig selbständig bewegen kannst, um Dir zum Beispiel Informationen zu holen? Wie wäre es, Deine Post selbst zu lesen und zu beantworten?
All das und viel mehr ist auch dann möglich, wenn Du nicht lesen oder schreiben kannst. Bis jetzt brauchst Du für alle diese Dinge eine Hilfe. Das kann nun ein Ende haben.

In Amerika gibt es eine Firma, die Computer und Telefone herstellt. Diese Geräte haben etwas, was viele andere Geräte nicht haben.

Vorlesen und diktieren?

Die Firma, von der ich rede, hast Du bestimmt schon mal gehört oder im Werbefernsehen gesehen. Es handelt sich um Apple. Das sind die, die das bekannte iPhone herstellt, aber auch Computer wie das MacBook.
Auf diese Geräte gehe ich nun näher ein. Doch zuerst eine Frage: Was haben Analphabeten und Blinde gemeinsam?
Richtig, sie können das, was auf einem Bildschirm oder einem Blatt papier steht, nicht lesen.
Der Analphabet sieht zwar, dass dort etwas steht, aber für ihn sind die vielen Zeichen undefinierbare Dinge, mit denen er nichts anfangen kann.
Der Blinde ist nicht einmal in der Lage, die vielen Zeichen auf dem Bildschirm oder einem Blatt zu erkennen.
Das Ergebnis ist das Selbe; beide können mit solchen Schriftzeichen nichts anfangen.

Doch warum sind dann gerade iPhone und MacBook bei Blinden und Sehbehinderten so beliebt?
Nun, das liegt wohl daran, dass die Firma Apple seit fast 20 Jahren darauf geachtet hat, dass auch blinde Nutzer die Geräte nutzen können. Dafür hat Apple in ihre Geräte ein Programm eingebaut, welches den Inhalt, der auf dem Bildschirm zu sehen ist, vorliest. Dieses Programm heißt VoiceOver. Mit VoiceOver kannst Du Dir also jeden Text vorlesen lassen. Doch damit nicht genug.
Apple hat auf ihre Geräte auch ein Programm, mit dem Du Texte einfach ins Gerät sprechen kannst und der gesprochene Text erscheint dann auf dem Bildschirm. Dieses Programm zum Diktieren heißt Siri.

Weitere Programme?

Es gibt noch weitere Programme, die nicht nur für Blinde eine unschätzbare Hilfe sind, sondern auch für Analphabeten. Eines dieser Programme heißt „Seeing AI“
Dieses Programm ist überall dort einsetzbar, wo kein Computer zur Verfügung steht.
Hier mal ein paar Beispiele für die Nutzung von „Seeing AI“.

Beispiel 1:
Du gehst an den Briefkasten und holst die Post. Um sie zu lesen und zu bearbeiten brauchst Du nun Hilfe, eine Person, die Dir den Brief vorliest und Dir dabei hilft, eine Antwort zu schreiben. Das Warten hat ein Ende, denn mit Seeing AI kannst Du Dir Deine Post vorlesen lassen. Einfach den Brief aus dem Umschlag holen und flach auf den Tisch legen. Dann auf dem iPhone Seeing AI starten und das iPhone einfach etwa 15 cm über den Brief halten. Schon liest Dir Dein iPhone den Brief vor und Du kannst selbst entscheiden, ob er wichtig ist oder nicht.
Und das Beste ist, dieses Programm kann den vorgelesenen Text auch auf Dein MacBook übertragen, wo Du ihn dann problemarm beantworten kannst.

Beispiel 2:
Du stehst im Supermarkt und möchtest einen ganz bestimmten Artikel haben. Um ihn zu finden würdest Du jemanden fragen, richtig? Ist nicht mehr nötig. Mit Seeing AI kannst Du jeden Artikel nun selbständig finden. Halte das iPhone einfach vor einen Artikel und Dein iPhone wird Dir sagen, welchen Artikel Du gerade in der Hand hast. Auf diese Weise kannst Du auch Preisschilder lesen.

Beispiel 3:
Du musst zu einer Behörde in ein ganz bestimmtes Zimmer. Normalerweise würdest Du jemanden fragen, wo das Zimmer ist und würdest Dir dabei vielleicht dumm vorkommen. Das ist ab sofort nicht mehr nötig. Öffne auf Deinem iPhone Seeing AI und lasse Dir an den Bürotüren die Zimmernummer und den Sachbearbeiter vorlesen. Na? Das richtige Zimmer gefunden?

Beispiel 4:
Du stehst im Bahnhof auf dem Bahnsteig und möchtest wissen, ob Dein Zug pünktlich ist. Nimm Dein iPhone und starte Seeing AI. Halte das iPhone Richtung Anzeigetafel und Dein Handy wird Dir erzählen, ob der Zug pünktlich ist oder nicht.

Das sind nur wenige Beispiele, aber sie zeigen, wie unabhängig man mit einem iPhone und passenden Programmen sein kann. Nicht mehr so häufig auf Hilfe angewiesen zu sein gibt ein Stück Freiheit zurück, vom erworbenen Selbstbewusstsein mal ganz zu schweigen.

Nachteile

Das klingt doch bis jetzt alles richtig gut, oder? Nun, ein bisschen muss ich Dir Deine Spannung nehmen. Wie so Vieles hat auch diese Medallie zwei Seiten, eine Positive und eine Negative. Die Positive Seite habe ich bereits grob beschrieben, nun also die Nachteile.

Programme wie VoiceOver oder Seeing AI versuchen, aus den erkannten Bildern lesbare Texte herauszufiltern und möglichst fehlerfrei zu erkennen. Dies ist mit einer gewissen Fehlertoleranz verbunden. So können Zeichen, die relativ ähnlich aussehen, beim Erkennen verwechselt werden.
Eine „1“ kann schon mal als „l“ erkannt werden, eine „8“ als „B“ oder statt einer „6“ wird schon mal eine „8“ erkannt.
Je besser der zu erkennende Text ist, um so geringer die Fehlerzahl. Man darf sich nicht blind auf die Ergebnisse verlassen. Erst recht dann nicht, wenn es um Bankverbindungen oder Kennwörter und PINs geht.
Naturgemäß haben Texterkennungsprogramme lediglich die Aufgabe, Texte zu erkennen. Dies kann in bestimmten Situationen die z. B. am Geldautomat schon mal schwierig werden. Texte werden immer von linksoben zeilenweise nach rechtsunten gelesen. Sie können keine Hilfestellung bei der Bedienung z. B. eines Geldautomaten geben. Allerdings gibt es Geldautomaten mit einem Kopfhöreranschluss. Wenn der mitgebrachte Kopfhörer in den dafür vorgesehenen Anschluss gesteckt wird, ist ein paar Sekunden später eine Anleitung zur Nutzung des Geldautomaten zu hören und man wird mit Hilfe der Sprachausgabe durch die Bedienung geführt. So ist es auch Menschen möglich, selbständig Geld abzuheben, die nicht lesen können, was auf dem Bildschirm zu lesen ist.
Auch das Lesen von Kontoauszügen gestaltet sich deshalb nicht einfach.

Ein weiterer Nachteil sind in den meisten Fällen die Anschaffungskosten. Diese belaufen sich bei der Firma Apple für ein iPhone bei mind. 800 Euro bis hin zu 1500 Euro und bei einem MacBook geht es bei 1000 Euro los, wobei die Grenze nach oben bei etwa 5000 Euro liegen kann. Dafür ist im Preis aber bereits alles vorhanden, was man als Blinder oder Analphabet benötigt.

Natürlich gibt es auch Alternativen zum iPhone und MacBook. Ein Handy von Samsung beginnt bei ca. 300 Euro und ein PC mit Windows ist bereits für unter 500 Euro zu bekommen. Allerdings müssen in beiden Fällen weitere Programme installiert werden. Bei Windows ist meines Wissens nach eine Diktiersoftware nur kostenpflichtig zu bekommen. Desweiteren ist meiner Erfahrung nach die Sprachausgabe von schlechterer Qualität, als bei einem iPhone.

Fazit

Wir sehen also, auch ein Mensch, der nicht lesen und schreiben kann, kann am PC arbeiten, selbst Texte schreiben und so weiter. Ein Smartphone wie z. B. das iPhone gibt außer Haus ein großes Stück Freiheit und Selbstständigkeit zurück.

Nicht lesen und schreiben zu können, ist nicht dramatisch. Die erste Anlaufstelle sollte auf jeden Fall die Abendschule bzw. die VHS (Volkshochschule) sein. Dort werden immer wieder Kurse für Analphabeten angeboten. Häufig werden solche Kurse auch von einem Kostenträger bezahlt.

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