Heute spreche ich mal ein sehr sensibles Thema an.
Bevor ich zum eigentlichen Thema „BDSM und Schwerbehinderung“ komme, möchte ich aus meiner Sicht erst einmal feststellen, was eine Schwerbehinderung eigentlich ist. Schließlich gibt es sehr viele Arten einer Schwerbehinderung und ich kann mir gut vorstellen, dass den Meisten eine Schwerbehinderung nicht einmal bewusst ist. Ich werde im Folgenden nicht mehr von Schwerbehinderung sprechen, sondern von „Behinderung“ oder „Einschränkung“, denn diese Begriffe treffen eher ins Schwarze.
Eine Behinderung ist eine dauerhafte und chronische Einschränkung des Körpers oder Geistes, welche sich auch in absehbarer Zeit nicht bessern wird oder mit medizinischen Mitteln nicht beseitigen lässt oder dauerhaft, bzw. für mind. 6 Monate, persönliche oder technische Hilfsmittel zur Erleichterung der Behinderung benötigen.
Ich gebe zu, die Erklärung ist sehr allgemein gehalten, was auch beabsichtigt ist. Es gibt Behinderungen, die man eher als Einschränkung sehen würde wie z. B. der Verlust einer Hand, denn mit nur einer Hand ist ein völlig normales Leben mit gewissen Einschränkungen möglich. Normalerweise kommt man mit nur einer Hand alleine im Alltag zurecht.
Daneben gibt es aber auch Behinderungen, die es dem Betroffenen unmöglich machen, alleine im Alltag zurecht zu kommen. Hierzu können geistige Behinderungen gehören, die es unmöglich machen, sich zu artikulieren oder mit Dritten ein Gespräch zu führen. Auch eine Querschnittslähmung zähle ich zu den schweren Behinderungen, denn die Betroffenen sitzen zumeist im Rollstuhl und können sich deshalb nicht Beliebig frei bewegen. Dinge wie Bordsteinkanten oder Treppen verwehren Rollstuhlfahrern den Zugang zum angestrebten Ziel. Sie können solche und ähnliche Hürden nur mit der Hilfsbereitschaft von Passanten meistern.
Eine Person mit Seheinschränkung hingegen, ist meistens körperlich gesund, ist aber je nach Training mehr oder weniger in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Seheinschränkungen ab einem festgesetzten Grad der Einschränkung gilt als Behinderung, denn diese Personen benötigen häufig Hilfe bei alltäglichen Dingen. Wie häufig die Hilfe in Anspruch genommen wird, hängt ganz vom Betroffenen ab. Blinde Personen z. B. können kein Auto fahren und benötigen entweder guten ÖPNV oder regelmäßig ein Taxi, um von A nach B zu kommen. Diese Personen fühlen sich deshalb in den eigenen 4 Wänden am Sichersten, während sie sich in unbekannten Umgebungen unwohl fühlen. Der Grund liegt darin, dass ihnen in unbekannter Umgebung die Orientierung fehlt. Blinde Menschen erhalten deshalb auch ein Training, welches ihnen ermöglicht, auch in mehr oder weniger fremder Umgebung zurecht zu kommen.
Ich möchte nun nicht für jede mögliche Behinderung ein Beispiel bringen, denn wer etwas nachdenkt, wird sich selbst sagen müssen, dass jede Behinderung oder Einschränkung ganz individuell ist. Während der eine Einhändige im Alltagsleben alleine klar kommt, muss der andere Einhändige jeden Tag Hilfe in Anspruch nehmen. Während der eine Blinde überhaupt kein Problem mit Orientierung hat, benötigt der Andere Blinde bereits Hilfe, wenn er sich mehr als 100 Meter vom Haus weg bewegt. Wie gesagt, jede Behinderung muss ganz individuell gesehen werden.
Ein Tabuthema: Behinderung und BDSM
BDSM an sich ist ja schon bizarr genug, wie ich im Beitrag BDSM, eine Krankheit, die behandelt werden muss geschildert habe.
Doch wenn es um Behinderungen geht, scheint es eine gewisse Abneigung gegenüber BDSMlern mit Behinderungen zu geben.
„Aber man darf doch keinen Behinderten schlagen.“ scheint eine recht übliche Meinung zu sein.
Also erstmal muss die Frage gestattet sein, warum BDSM angeblich immer mit Schlagen ein her geht.
Dann stelle ich die Frage, warum man behinderte BDSMler wegen irgendwelcher unlogischer Gedanken aus der Welt des BDSM ausschließen sollte.
Wenn ich mich bis zu meiner Anfangszeit als BDSMler zurück erinnere, beschleicht mich das Gefühl, dass jeder Dritte irgendeine körperliche oder geistige Einschränkung hat. Das betrifft sowohl Devote als auch Dominante. Der Eine trägt ein Hörgerät, weshalb es problematisch ist, ihm eine Maske aufzusetzen, der Andere hat ein versteiftes Kniegelenk, welches ihm unmöglich macht, sich hinzuknien. Dann ist da der Rollstuhlfahrer, der schon Probleme hat, in eine BDSM-Location rein zu kommen. Und dann ist da noch der BDSMler, der sich nicht ausdrücken bzw. artikulieren kann, weil es seine geistigen oder anatomischen Gegebenheiten nicht zulassen. Alle diese Leute sollten dennoch nicht aus BDSM ausgegrenzt werden. Jeder dieser Personen hat auch in Sachen BDSM bestimmte Vorlieben, die er ausleben möchte und das sollte man ihnen nicht verwehren. Ausgrenzung ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann.
Bist Du davon betroffen oder hattest bereits Kontakt mit einem behinderten BDSMler? Dann hinterlasse doch bitte einen Kommentar.
BDSM-Sessions mit einem Partner mit Behinderung
Nicht jede Behinderung oder Einschränkung ist sofort ersichtlich. Zu diesen Einschränkungen kann man ganz locker Behinderungen zählen, die nicht körperlicher Natur sind. Aber auch manche körperliche Einschränkungen sind nicht sofort zu sehen. Menschen mit solchen Einschränkungen haben es naturgemäß leichter in der Welt des BDSM. Mit einem verkürzztem Bein, dem Verlust eines Armes oder mit einem Herzschrittmacher kann man als nicht Behinderter gut zurecht kommen, denn auf solche offensichtlichen Einschränkungen kann man sich problemlos einstellen. Auch kann man sich als BDSMler mit gesunden Augen auf die Seheinschränkung des Partners einstellen. Das alles ist nur eine Sache des Willens. Will man sich nicht darauf einstellen, muss man sich von Menschen mit Einschränkungen eben fern halten, ihnen aber keine Hoffnung machen, dass man mit ihnen eine BDSM-Session machen will.
Eine Session mit einem behinderten Partner kann eine ganz neue Erfahrung sein, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Ich verstehe sehr gut, dass bei einer solchen Session die Angst, dass etwas schief geht, besonders groß ist. Gefühle wie Ausweglosigkeit, Demütigung oder psychischer Schmerz machen einem BDSMler mit einer Behinderung weniger aus, als jemandem, der keine Einschränkung hat. Behinderte Menschen haben jeden Tag im ganz normalen Leben mehr oder weniger intensiv mit solchen Gefühlen zu leben und haben sich meistens daran gewöhnt. Ein Mensch ohne Einschränkungen wird sich nur dann daran gewöhnen, wenn er von Natur aus ein devoter Mensch ist. Das sind behinderte Menschen aber nur selten, denn sie müssen sich durch’s Leben buchstäblich durchboxen.
Ich möchte mal ein Beispiel an Hand eines blinden Sub und danach an Hand eines blinden Top anführen.
Aus der Sicht des Sub
Nichts zu sehen, ist für Jeden ganz einfach; Du brauchst nur eine Augenbinde aufsetzen. Ganz automatisch passiert es, dass Du unter der Binde die Augen öffnest und feststellst, dass Du nichts siehst, außer Dunkelheit. Dunkelheit wiederum ist etwas, was bei vielen Subs ein leichtes Unbehagen verursacht.. Die Ungewissheit, was nun passieren wird, erhöht die Anspannung und der Körper schüttet diverse Hormone aus. Das sind einerseits Hormone, die zur Vorsicht raten, andererseits Hormone, die die Geilheit steigern können.
Der Sub empfindet jede Berührung des Top sehr viel intensiver, weil sie überraschender kommt. Leichte Berührungen verursachen ein behagliches, und dennoch angespanntes Gefühl beim Sub. Er zuckt kurz zusammen und entspannt sich gleich wieder. Je länger die Berührung dauert, um so angenehmer wird sie. Beim Sub läuft das Kopfkino viel intensiver ab, welches die Geilheit nochmals erhöhen kann.
Was aber, wenn der Sub blind ist?
Dann fehlen alle die genannten Empfindungen, denn er spürt sie eigentlich immer. Das heißt nun nicht, dass eine blinde Person den ganzen Tag mit einer Latte in der Hose herum läuft. Ganz im Gegenteil. Weil diese Empfindungen für ihn normal sind, hat sich der Körper daran gewöhnt und es dauert wesentlich länger, bis der blinde Sub seine Geilheit zur Schau stellt. Berührungen interessieren ihn kaum bis gar nicht. Der blinde Sub benötigt zwar auch den Körperkontakt mit dem Top, aber dieser Körperkontakt muss anders aussehen. Der blinde Sub braucht es zwar härter, aber keinesfalls zu hart. Es liegt beim Top herauszufinden, wie intensiv die Berührungen sein müssen, um beim Sub Gefühle wie Geilheit und Hormone wie Adrenalin hervorzurufen. Wenn dem Top das nicht gleich beim ersten Mal gelingt, nicht verzagen. Es könnte beim Top möglicherweise sogar der Eindruck entstehen, dass dem blinden Sub langweilig ist. Dem ist aber normalerweise nicht so. Dem blinden Sub fehlt etwas ganz Elementares, nämlich das deutliche Kopfkino, welches bei jeder Session hilfreich ist. Außerdem muss sich zwischen dem sehenden Top und dem blinden Sub ein sehr enges Vertrauensverhältnis aufbauen.
Aus der Sicht des Top
Ja, auch blinde Tops gibt es und als Sub wirst Du recht schnell feststellen, dass ein blinder Top Deine Körpernähe sucht. Du wirst feststellen, dass er augenscheinlich so nebenbei mit seiner Hand Deinen Körper berührt und ihn leicht streichelt. Der Top erkundet Deinen Körper um herauszufinden, wo und wie Du vor ihm stehst oder liegst. Die Augen des Top sind seine Hände und Finger und seine Reichweite reicht nur soweit, wie sein Arm lang ist. Ein geübter blinder Top hat in Sachen BDSM bei seinen Vorlieben gar keine oder nur äußerst geringe Einschränkungen. Er kann Dich auspeitschen ohne dass Du Angst um Dein Leben haben musst. Er kann mit Nadeln arbeiten ohne dass Du Angst vor einer Infektion haben musst. Körpernahe Praktiken sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Außerdem ist er sensibilisiert, was die Körpersprache des Sub betrifft. Der blinde Top achtet auf Dinge, auf die ein sehender Top nur unterbewusst achtet. Der blinde Top wird immer wieder während einer Session Deine Anspannung prüfen, aber auch, ob Du kalten Schweiß entwickelst und Dein Kreislauf absinkt. Auf all diese Dinge muss der blinde Top sehr bewusst achten, um Probleme zu vermeiden.
Schwieriger wird es bei Praktiken ohne direkten Körperkontakt. Ein blinder Top wird Dich deshalb nie mit einer langen Peitsche oder einer 2 Meter langen Bullwip auspeitschen, denn er hat keine Kontrolle darüber, wo Dich das Ende des Schlaginstrumentes trifft. Der blinde Top wird eher Schlaginstrumente nutzen, die nicht länger als sein Arm sind.
Während ein sehender Top die korrekte Ausführung seiner Anweisungen aus 2 Meter Entfernung kontrollieren kann, muss der blinde Top mit seinen Händen kontrollieren.
Doch sei Dir dessen gewiss, dass ein blinder Top mehr „sieht“, als Du glaubst. Er sieht nämlich nicht nur mit seinen Händen, sondern auch mit den übrigen Sinnen wie den Ohren.
Angst vor BDSMlern mit Einschränkungen?
Ich habe mit diesem Beitrag versucht, Dir die Angst vor BDSMlern mit Behinderung zu nehmen. Außerdem hoffe, ich mit diesem Beitrag erreicht zu haben, Dich ein klein wenig für diese kleine Randgruppe, die sich nicht selten als Aussätzige fühlt, zu sensibilisieren.
Schreibe mir doch im Kommentar, ob mir das gelungen ist. Ich würde mich sehr darüber freuen.
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Schwere Zeiten

Visits:138 Hallo lieber Leser, eigentlich wollte ich eine neue Story…
Mache Dir doch keine Gedanken über Behinderte. Die sollte man, wie auch alle Rentner ab 70, unter die Erde bringen. Die leisten doch sowieso nichts für uns, sondern liegen uns DEUTSCHE nur auf der Tasche.
Unter der Erde können die ruhig und alleine vor sich hin verwesen. Die interessiert doch sowieso Niemanden.
Egal, ob alt oder bescheuert, einfach weg damit und es wird jede Menge Geld gespart.
Ich hoffe, dass unsere Regierung ab 2025 endlich sowas in die Tat umsetzt.
Ob Du wohl auch noch der Meinung bist, wenn Du unerwartet durch einen Unfall eine Querschnittslähmung hast oder Du selbst 70 Jahre alt bist?
Also ich wage das zu bezweifeln.
Glaube was Du willst.
Ich werde, wenn ich alt oder behindert bin, dem deutschen Staat jedenfalls nicht zu Lasten fallen. Du solltest Deine Einstellung dazu überdenken. Behinderte taugen nichts und kosten nur Geld. Die zahlen keine Steuern und sind schuld daran, dass die Krankenkassen kein Geld haben.