Am letzten Mai-Wochenende, genauer am 31. Mai, lag in meinem Briefkasten ein Schreiben eines Inkassobüros. Nachdem ich den Brief öffnete, staunte ich nicht schlecht. Ich soll an das Inkassobüro doch tatsächlich innerhalb von 7 Tagen den Betrag von 719,64 Euro bezahlen. Dagegen habe ich gleich einmal Widerspruch eingelegt und per Fax noch am Freitagabend an das Inkassobüro gesendet.
Die Vorgeschichte
Im Januar 2024 hat ein Kunde bei mir eine Dienstleistung gebucht. Da die Kosten für die Dienstleistung mehr als 500 Euro betrugen, bekam er eine Rechnung, die vorab zu begleichen ist. Rechnungsbetrag 600,00 Euro, zahlbar innerhalb einer Woche.
Nachdem ich auch nach 2 Wochen keine Zahlung erhalten habe, schrieb ich ihn an, wollte ihn erst einmal an die Zahlung erinnern, bevor er eine Mahnung erhält. Sein Kommentar dazu: ich habe doch bezahlt und das Geld ist von meinem Konto abgebucht.
Eine Woche später war der Betrag immer noch nicht auf meinem Konto und er bekam seine erste Mahnung. Daraufhin wurde der Kunde sehr unfreundlich und bezichtigte mich des Betruges und der Unterschlagung. Er wolle sofort sein Geld zurück, und zwar die kompletten 600 Euro.
Nachdem ich ihm einen Auszug meines Kontoauszuges sendete, hieß es vom Kunden nur, dass man sowas fälschen kann und er mir nicht glaubt, dass ich den Betrag nicht erhalten habe. Dann war erstmal Ruhe und zwei Wochen später erhielt er von mir die zweite Mahnung. Darauf hat der Kunde nicht reagiert. Konnte er auch nicht, denn die Mail kam wegen Unzustellbarkeit zurück. Das Mailkonto des Kunden war gelöscht.
Ich habe die Forderung in Höhe von 602,50 Euro incl. Mahnkosten abgeschrieben und damit war für mich das thema erledigt.
Tja, zumindest für die nächsten 10 Wochen, bis zum 31. Mai 2024.
Ein tolles Wochenende
Wie gesagt, ein Widerspruch ging gleich am Freitag, den 31. Mai per Fax an das Inkassobüro. Da nun Wochenende war, waren mir erst einmal die Hände gebunden.
Da ist also ein angeblicher Kunde, der eine Rechnung bezahlt haben will, das Geld aber nie bei mir ankommt. Und nun will dieser Kunde sein Geld, das er angeblich überwiesen hat, von mir zurück haben? Und das mit einem Inkassobüro? Er wollte mir nicht einmal einen Überweisungsbeleg senden, mit dem er mir nachweisen konnte, dass er überwiesen hat und ich forschen könnte, wo das Geld geblieben ist. Das hat mich im Januar schon stutzig gemacht, denn wenn jemand wirklich bezahlt hat, sollte er auch kein Problem haben , die Zahlung nachzuweisen.
Alle meine Bemühungen, mit dem Kunden Kontakt aufzunehmen, schlugen fehl. Was hatte ich von ihm denn schon? Eigentlich nur einen Vor- und Nachnamen und eine Mailadresse, eine Mailadresse, die nicht mehr existiert. Die Tatsache, dass ich an die Richtigkeit seines Namens zweifele, sollte niemanden mehr überraschen.
Dass viele meiner Kunden anonym bleiben wollen, ist durchaus verständlich und deshalb habe ich mir darüber auch nie Gedanken gemacht. Viele meiner Kunden kenne ich nur mit ihrem Pseudonym, aber nicht mit dem realen Vor- und Nachnamen.
Ich habe einige Stunden damit verbracht, den Vorgang und die Forderung des Inkassobüros nachzuvollziehen, bis ich auf eben jenen Kunden stieß, der mir im Januar bereits Probleme bescherte.
Inkasso?
Endlich war Montag und gleich um 8 Uhr rief ich bei diesem Inkassobüro an. Nach einer halben Stunde in der Warteschleife mit der ekelhaftesten Warteschleifenmusik, die ich jemals hörte, habe ich wieder aufgelegt und es um 09:30 Uhr erneut probiert. Eine freundliche Dame begrüßte mich und wir tauschten zunächst die Vorgangsnummer aus.
Ich fragte sie, wer denn von mir Geld haben wolle bzw. wer denn deren Mandant sei, bekam ich das zur Antwort, womit zu rechnen war. Sie darf mir das aus Gründen des Datenschutzes nicht mitteilen. Außerdem müsste ich ja wohl genau wissen, wem ich Geld schulde. Sie verwies mich auf diverse Paragraphen, die mich wohl allesamt davon überzeugen sollten, dass ich zahlen muss, koste es, was es wolle.
Nach etwa 10 Minuten war das Gespräch beendet. Ich dachte kurz nach und verfasste ein Schreiben an das Inkassobüro und fügte meinen Mailverkehr mit dem Kunden bei sowie den Auszug des Kontoauszuges aus der fraglichen Zeit bei. Das schickte ich sowohl per Fax als auch per Einschreiben an das Inkassobüro.
2 Wochen war Funkstille. Bis jetzt habe ich keinen Centüberwiesen. Doch dann kam ein erneutes Schreiben vom Inkassobüro. Ich sah den Brief im Briefkasten und freute mich schon darauf, dass die mir mitteilen, dass die Forderung auf 0 Euro gesenkt wurde. Doch ich musste etwas Anderes lesen. Aus 719,64 Euro sind nun 781,14 Euro geworden und der Hinweis, dass eine Ratenzahlung in kleinen monatlichen Raten möglich sei. Außerdem teilten sie mir mit, dass bei Nichtzahlung ein Vermerk in die Schufa eingetragen und das Inkassobüro das recht hätte, mein Konto zu pfänden.
Das schlägt dem Faß ja wohl den Boden aus. Mein Widerspruch von Ende Mai und das darauffolgende Schreiben mit meinem Kontoauszug wird ignoriert?
Ich konnte schließlich sehr genau nachvollziehbar beweisen, dass nicht ich dem Kunden Geld schulde, sondern er mir.
Ich rief erneut beim Inkassobüro an und drohte dieses Mal mit meinem Anwalt, wenn die die Forderung nicht augenblicklich zurückziehen. Würde ich noch ein einziges Schreiben bekommen, in dem die noch mehr Geld haben wollen, würden sie von meinem Anwalt hören.
Dann legte ich auf, ohne auf eine Antwort zu warten.
Die nächsten Tage achtete ich genau darauf, ob ich vom Inkassobüro noch ein Schreiben bekomme. Doch 4 Wochen lang kam kein Brief von denen.
Es ist Freitag, der 28. Juni 2024. Wieder ein Schreiben vom Inkassobüro.
Mir wird mitgeteilt, dass die Forderung in Höhe von nunmehr 801,17 Euro incl. Inkassokosten und Steuern nach Durchsicht der Unterlagen als nichtig befunden wurde und ich somit beim Inkasso keine Zahlungsverpflichtungen mehr habe. Sie teilten mir jedoch auch mit, dass es sich um eine Kulanzentscheidung handelt und keinesfalls der Regelfall für diese Einzelentscheidung darstellt.
Was ist hier eigentlich los?
Schön, ich bin diese Schulden, die ich ja eigentlich nie hatte, los.
Doch sage mal, was ist mit uns Deutschen eigentlich in letzter Zeit los? Da denkt sich jemand eine Möglichkeit aus, schnell und ohne Gegenleistung an Geld heran zu kommen und zieht den Mist bis zum bitteren Ende durch?
Da wird steif und fest behauptet, Geld bezahlt zu haben, ohne dieses nachweisen zu wollen und hetzt mir dann auch noch ein Inkassounternehmen auf den Hals? Mir ist schon klar, warum Inkasso und nicht die Kriminalpolizei. Letztere senden mir nämlich ein Schreiben in dem auch der Name des Klägers steht, doch genau dieser Name soll mir ja nicht bekannt sein. Einerseits lege ich großen Wert auf Anonymität, andererseits sind es aber solche Vorfälle, die mich immer wieder zu der Überlegung bringen, von jedem Kunden den Personalausweis zu verlangen und davon eine Kopie zu machen.
Wir sind in unserem Land mittlerweile so weit, und das nicht erst seit ein paar wenigen Jahren, Leute auf der Straße zu überfallen, ihnen das Leben zu nehmen und dann gerade mal 20 oder 50 Euro zu bekommen?
Ist ein Menschenleben denn gar nichts mehr wert?
Und das Schlimmste dabei ist, dass die Täter nur zu häufig straffrei ausgehen und als Opfer behandelt werden, während die wirklichen Opfer solcher Straftaten als Provokateure und täter dahin gestellt werden.
Ich hatte bei meinem geschilderten Fall nicht nur einmal zu hören bekommen, dass ich ja selbst Schuld an der ganzen Sache bin. Hätte ich gleich gezahlt, wäre es ja nicht so weit gekommen.
Und wenn man heute auf der Straße überfallen wird, ist man auch noch selbst Schuld, wenn man dabei verletzt wird. Der Räuber kann ja schließlich nichts dafür, dass man sich gegen einen Überfall zur Wehr setzt. Deshalb muss sich der Räuber gegen die Wehrhaftigkeit des Opfers zur Wehr setzen.
Ein Verhalten wie das meines erwähnten Kunden, ist verantwortungslos, kriminell und egoistisch geprägt. Diese kriminelle Aktivität ist sehr bemerkenswert, obwohl er doch genau wusste, dass er der Kriminelle ist und nicht ich. Doch mit seinem Verhalten hat er den Spieß einfach umgedreht.
Ich kann heute als Selbständiger doch machen, was ich will, der Kriminelle bin immer ich. Egal, ob beim Kunden oder bei Behörden wie dem Finanzamt. Mal davon abgesehen, dass beim Finanzamt grundsätzlich erst mal jeder als kriminell und Straftäter eingestuft wird, bis das Gegenteil bewiesen ist. Und wer muss das Gegenteil beweisen? Richtig, ich, der Selbständige.
Der Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt doch schon lange nicht mehr. Heute gilt: Du bist schuldig, bis Du mir das Gegenteil beweist.
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