Über den digitalen Euro hört man in letzter Zeit sehr viel. Doch was ist richtig und was ist falsch? Das ist gar nicht so einfach, herauszufinden. Sogar die offiziellen Stellen wie Bundesbank und Europäische Zentralbank sind sich nicht einig. Und wer dann auch noch Dinge wie Faktenchecks durchliest oder sich über die sozialen Medien informiert, wird endgültig verunsichert und ist genauso schlau, wie vorher.
Gerüchte wie das Bargeld wird abgeschafft oder mein Geld hat ein Ablaufdatum sind nur wenige Beispiele der Verunsicherung. Ich habe mich in diesem Beitrag an die Stelle gehalten, die den digitalen Euro auf den Weg bringen will, nämlich dem Europäischen Parlament in Brüssel. An Hand derer Informationen möchte ich versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Ich sage es gleich, wirklich gelungen ist es mir nicht.
Zahlungsarten in der EU
Es bestehen bereits mehrere Möglichkeiten, Gelder in bargeldloser Form innerhalb der EU zu zahlen. Diese Möglichkeiten wurden bereits vor mehr als 10 Jahren mit der Sepa-Verordnung eingeführt. Sie besagt, dass es möglich ist, von einem beliebigen Geldinstitut zu einem anderen beliebigen Geldinstitut innerhalb des Sepa-Raumes, also auch länderübergreifend, zu zahlen.
Das, was wohl die meisten Bankkunden fast täglich erledigen, ist die Überweisung. Damit werden Gelder vom Kunden zum Gläubiger bezahlt. Der Kunde des Geldinstitutes erteilt seiner Bank den Auftrag, einen festgelegten Betrag an den Empfänger zu übermitteln. Trotz der 10-jährigen Sepa-Verordnung ist das auch heute noch nicht immer länderübergreifend möglich oder die Bank präsentiert dem Kunden große Hürden, wie eine entsprechende Einstellung im Kundenkonto vorzunehmen oder eine zweite Tan abzufragen.
Das größte Problem dabei ist, dass auch heute noch zwingend ein Konto bei einer in Deutschland ansässigen Bank mit einer deutschen IBAN notwendig ist, wenn Gelder vom Bund oder Land erwartet werden. Dazu muss ein Bürgergeldempfänger zwingend eine deutsche IBAN bei einem deutschen Kreditinstitut vorweisen, um sein Geld zu erhalten. Eine deutsche IBAN bei einer ausländischen Bank ist nicht zulässig. Gelder von deutschen Sozialbehörden wie Sozialamt, Jobcenter, Arbeitsagentur usw. setzen eine IBAN bei einer deutschen Bank voraus, obwohl dies seit 2015 laut Sepa-Verordnung nicht mehr zulässig ist. Wer sein Konto z. B. bei BUNQ mit einer deutschen IBAN besitzt, kann von Behörden auf dieses Konto kein Geld empfangen, weil die BUNQ kein deutsches Kreditinstitut ist.
Die Echtzeitüberweisung ist eine normale Überweisung, wird jedoch innerhalb weniger Sekunden von der Hausbank ausgeführt und der Empfänger erhält sein Geld sofort. Doch nicht jedes Geldinstitut unterstützt die Echtzeitüberweisung und bei vielen Geldinstituten sind Echtzeitüberweisungen ins Ausland gar nicht möglich.
Visa- / Mastercard sind sehr beliebte Zahlungsmittel. Fast jeder Bankkunde mit einer Kreditkarte besitzt eine Visa- oder Mastercard in Form einer Debit-Karte. Wird mit der Kreditkarte bezahlt, wird der Zahlbetrag umgehend vom eigenen Girokonto abgebucht. Diese Karten kommen häufig dort zum Einsatz, wo früher problemlos mit Bargeld gezahlt werden konnte, also im Discounter oder z. B. an der Tankstelle. Viele Unternehmen, wie z. B. KFZ-Vermieter erfordern sogar eine Kreditkarte, doch nur wenige sind mit einer Debit-Karte zufrieden.
Die Giro-Card kann überall dort eingesetzt werden, wo eine Debit-Karte nicht akzeptiert wird. Die Sparkassen geben standardmäßig eine Giro-Card aus, während bei vielen anderen Kreditinstituten die Girocard extra beantragt werden muss und deren Nutzung Geld kostet.
Diese vier Zahlmöglichkeiten gibt es teils schon mehr als 40 Jahre und bislang ist jeder Bürger damit zufrieden gewesen. Zu den vier Möglichkeiten wurde überall auch Bargeld akzeptiert. Somit standen den Bürgern insgesamt 5 Zahlungsmittel zur Verfügung.
Die Digitalisierung und somit auch das Internet setzte nun weitere Möglichkeiten der Bezahlung voraus. In der ersten Zeit der Onlineshops gab es den Kauf auf Rechnung, Vorkasse oder Nachnahme.
Dann kam der Zahlungsdienstleister Paypal ins Spiel, später dann Klarna, Googlepay und Applepay.
Und schon gibt es 9 Möglichkeiten, Geld zu bezahlen. Doch die 10. und jüngste Möglichkeit will ich auch nicht vergessen, bevor ich dann zum digitalen Euro komme.
Wero ist eine Möglichkeit, an jeden, der bei Wero registriert ist und dessen Geldinstitut bei Wero mitmacht, Gelder in sekundenschnelle zu senden oder zu empfangen. Dafür bedarf es lediglich die eMail-Adresse oder Telefonnummer des Empfängers. Dann nur noch den Betrag eingeben und absenden. Nach wenigen Sekunden hat der Empfänger den gewünschten Betrag gutgeschrieben bekommen. Wero stellt somit eine vereinfachte Echtzeitüberweisung dar.
Alle die bisher besprochenen Möglichkeiten haben eines gemeinsam: Der Kunde der Hausbank weiß jederzeit, wie viel Geld er zur Verfügung hat. Hier hilft ein Blick in die Banking-App oder auf den Kontoauszug.
Der digitale Euro
Ich möchte im Folgenden nicht auf alle Punkte des digitalen Euro eingehen, sondern nur auf die Punkte, die mir persönlich wichtig sind. Doch eines vorweg: wenn Du glaubst, Du kannst beliebig auf Dein Geld zugreifen, glaubst Du auch noch an den Osterhasen oder an Big Foot?
Der digitale Euro wird wann eingeführt?
Viele Leser sind der Meinung, die auch durch die sozialen Medien immer wieder genannt werden, dass der digitale Euro im Oktober oder November 2025 eingeführt wird. Dies ist nach meinen Rescherschen nicht ganz richtig. Im Oktober 2025 sind lediglich die Vorbereitungen zur Einführung abgeschlossen. Nun geht es darum, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Geldinstitute in den EU-Ländern die Vorbereitungen zur Einführung umsetzen. Diese Vorbereitungszeit wird voraussichtlich zwei Jahre dauern. Das bedeutet, dass der digitale Euro Ende 2027 bzw. Anfang 2028 flächendeckend eingeführt wird.
Der digitale Euro wird gültiges Zahlungsmittel. Was bedeutet das?
Jeder Händler, jeder Dienstleister und jeder Kunde kann ab dem Tag der Einführung mit dem digitalen Euro bezahlen. Hiervon gibt es keine Ausnahmen. Auch Betriebe und Privatpersonen, die bisher ausschließlich Bargeld benutzten, müssen nun auch den digitalen Euro als Zahlungsmittel akzeptieren. Hierfür wird es von der EU eine Wallet-App geben, in der der digitale Euro verwaltet wird. Zahlmöglichkeiten mit Paypal, Klarna, Googlepay oder Applepay werden damit bald überflüssig und werden mittelfristig aus den EU-Onlineshops verschwinden. Das ist von der EU wahrscheinlich genauso gewollt, denn auf Paypal, Klarna, Googlepay und Applepay hat die EU keinen Zugriff und kann die Geldflüsse nicht kontrollieren.
Der digitale Euro hat ein Ablaufdatum.
Im EU-Gesetz zum digitalen Euro steht, dass der digitale Euro ein Ablaufdatum von 3 Monaten bzw. 90 Tagen hat. Nach Ablauf dieser Zeit kann auf den Betrag nicht mehr zugegriffen werden. Geld, welches z. B. als Lohn im Januar gezahlt wurde, ist im April nicht mehr verfügbar, weil das Ablaufdatum erreicht ist. Wer sein Geld behalten will, muss es ausgeben. Das soll angeblich die Wirtschaft ankurbeln und riesige Spareinlagen verhindern.
Apropos Spareinlagen …
Der digitale Euro darf nicht zum Zwecke der Vermehrung angelegt werden.
Der digitale Euro darf nicht angespart werden, von ihm dürfen keine Unternehmensanteile erworben werden, keine staatlichen Anleihen gekauft werden. All diese Dinge dienen zur Vermehrung des Geldes und sind verboten.
Beispiel gefällig?
Wer von z. B. Januar bis März jeden Monat 1000 Euro zurücklegen kann, hat auf seinem Konto im April einen Betrag von 3000 Euro. Davon sind 1000 Euro im April abgelaufen, so dass sich auf dem Konto nur noch 2000 Euro befinden. Einen Monat später verfallen die nächsten 1000 Euro und spätestens im Juni sind die gesamten Ersparnisse weg. Sparen lohnt sich nicht mehr (wenn es das jemals getan hat).
Außerdem gibt es auf Guthaben keine Zinsen.
Barabhebungen vom eigenen Konto?
Es geht nichts über Bargeld. Doch was, wenn Du von Deinem Girokonto, auf dem Du zufällig 5000 Euro hast, diese 5000 Euro gar nicht abheben kannst, um Dir etwas davon kaufen zu können? Mit Einführung des digitalen Euro ist geplant, die Bargeldmenge zu reduzieren. So können gerüchteweise innerhalb eines Quartales maximal 3000 Euro Bargeld abgehoben werden.
Bürger-ID mit digitalen Euro verknüpft?
Zumindest in Deutschland wird die Einführung einer sog. Bürger-ID diskutiert. Dabei handelt es sich um eine eindeutige ID, mit der jeder Bürger, der in Deutschland lebt, identifiziert werden kann. Ich persönlich halte die Bürger-ID für überflüssig, denn sowas besteht in Form der Steuer-ID bereits seit mehr als 20 Jahren. Wird diese ID mit dem digitalen Euro verknüpft, können dadurch die merkwürdigsten Szenarien entstehen, denn die seitens der EU versprochene Anonymität ist damit hinfällig.
Digitaler Euro, Das wäre möglich
Ich möchte mal auf Grund der Tatsache, dass der digitale Euro individuell programmierbar ist, ein paar Szenarien aufzeigen, die überraschend sein können. Doch bevor ich damit beginne, möchte ich klarstellen, dass es sich um Möglichkeiten handelt, die keineswegs in die Tat umgesetzt werden müssen, wohl aber könnten.
Szenario 1: Die Rechnung
Du beauftragst einen Maler, der in Deiner Wohnung ein Zimmer neu gestalten soll. Sechs Wochen später beginnt er mit seiner Arbeit und braucht dafür 4 Wochen. zwei Wochen nach erledigter Arbeit erhälst Du die Rechnung über 1800 Euro. Du willst die Rechnung bezahlen und gehst in Deine Banking-App. Du siehst Deinen aktuellen Kontostand von 2100 Euro und wunderst Dich. Da waren doch vor einer Woche noch 3900 Euro drauf? Wo ist mein Geld geblieben? Im Posteingang findest Du eine Mitteilung Deiner Bank: Erreichtes Ablaufdatum. Der Betrag von 1800 Euro wurde auf Grund des Ablaufdatums gelöscht.
In Deinem Kontoauszug findest Du eine Buchung ohne Kontonummer des Empfängers von 1800 Euro, aber mit dem Verwendungszweck „Ablaufdatum erreicht, Rückführung zur EZB“. Die 1800 Euro wandern ungenutzt zur EZB.
Dir ist es nun nicht mehr möglich, die Rechnung des Malers zu bezahlen. Ganz im Gegenteil, Du bekommst 4 Wochen später sogar die Zahlungserinnerung. Der Maler wartet auf das Geld, welches ihm wegen seiner Arbeit zusteht.
Szenario 2: Tanken
Du fährst mit Deinem Auto und stellst fest, dass der Tank fast leer ist. Die Tankanzeige blinkt schon nervös. Du fährst an die Zapfsäule und steckst Deine Girokarte hinein. Daraufhin erhälst Du die Meldung: Abbuchung nicht möglich. Du tippst auf eine Taste und erhälst die Begründung angezeigt: Zulässige Treibstoffmenge erreicht. Tanken nicht möglich.
Toll. Du stehst an der Zapfsäule und musst pünktlich auf Arbeit erscheinen. Der Tank ist leer und Du kannst keine 100 Meter mehr fahren. Und nun?
Auto irgendwohin schieben und abstellen. Dann den ÖPNV nutzen. Du steigst in den Bus und willst eine Fahrkarte kaufen, doch auch das wird Dir wegen erreichens der zulässigen CO2-Menge unmöglich gemacht. Ab sofort jeden Tag 20 km zur Arbeit laufen und 20 km wieder zurück nach Hause? Oder doch lieber das Fahrrad nutzen? Oder eine Fahrgemeinschaft bilden und sich nächsten Monat vornehmen, weniger Sprit zu verbrauchen?
Szenario 3: Der Wocheneinkauf
Du stehst an der Kasse. Die Kassiererin scant jeden Artikel und teilt Dir mit: „86,41 Euro“. Du steckst Deine Girokarte ins Lesegerät und tippst Deinen Pin ein. Dann der unbeliebte Fehlerton und die Meldung: „Transaktion fehlgeschlagen“, obwohl auf Deinem Konto mehr als genug Geld ist.
Grund, der Dir aber nirgendwo angezeigt wird: Du hast es gewagt, für die Familie 20 Gramm Fleisch zuviel zu kaufen.
Die Kunden, die nach Dir an der Kasse stehen, werden ungeduldig und ungehalten. Zum Glück hast Du noch 100 Euro Bargeld dabei, die eigentlich für etwas Anderes gedacht sind. Du zahlst mit einem unguten Gefühl und verlässt mit gesenktem und verschämten Blick den Discounter.
Szenario 4: Bargeld abheben
Das Folgende ist kein Witz und ist gerade erst vor Kurzem wirklich passiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann genau das in der EU geschehen wird.
Auf Deinem Konto bei Deiner Hausbank befinden sich 15000 Euro. Du möchtest davon 1000 Euro in bar abheben, weil Du Dir neue Möbel kaufen möchtest. Du steckst Deine Karte in den Automaten, drückst auf Auszahlung, gibst den Betrag ein und dann Deine Pin. Normalerweise würden nun die 1000 Euro herauskommen. Doch nicht dieses Mal. Du wirst gefragt, wofür Du so viel Bargeld benötigst. Du gibst ein: Möbelkauf. Daraufhin verweigert Dir der Automat die Auszahlung. Die KI im Automaten sagt zu Dir, dass Du Möbel auch bargeldlos kaufen kannst und deshalb die Auszahlung verweigert wird. Außerdem hast Du im laufenden Quartal bereits 2500 Euro Bargeld abgehoben.
Genau das ist vor Kurzem in England passiert, als ein Vater 5000 englische Pfund von seinem Konto in bar haben wollte, um für seinen Sohn ein Motorrad zu kaufen. Die Bankangestellte hat das nicht geglaubt und verweigerte die Auszahlung. Sie wollte den unterschriebenen Kaufvertrag sehen.
Szenario 5: ungewöhnliche Buchung
Viele Banken nutzen bereits heute künstliche Intelligenz für die Kontobeobachtung. Was aber nützt die beste KI, wenn sie gar nicht anschlägt oder bei Fehlalarm anschlägt?
Nehmen wir einmal an, Du erhälst neben Deinem Gehalt ausnahmsweise eine weitere größere Summe auf Dein Konto. Die könnte z. B. eine Erbschaft, eine einmalige Zuwendung der Großeltern oder ein Lottogewinn sein. Wenn es sich dabei um einen Betrag von mehr als 5000 Euro handelt, wird das Geld ersteinmal eingefroren, bis Du nachgewiesen hast, woher das Geld kommt und wofür Du es bekommen hast. Auch zahle niemals selbst Bargeld auf Dein Girokonto ein und gebe als Verwendungszweck lediglich „Bareinzahlung“ an. Der eingezahlte Betrag wird zurück behalten und Deinem Konto nicht gutgeschrieben, solange Du nicht lückenlos bewiesen hast, woher das Geld kommt. Gibst Du am Automaten aber z. B. „Verkauf meines Motorrades“ an, wird Dir der Betrag umgehend gutgeschrieben, jedoch nur unter Vorbehalt. Es könnte nämlich sein, dass Du von der Bank die Aufforderung bekommst, den Kaufvertrag vorzulegen. Das soll angeblich vor Geldwäsche schützen. Großer Quatsch.
Deine ganz private Inflation
Die Inflation gibt die Kaufkraft aller Bürger an. Doch was, wenn es für jeden einzelnen Bürger eine eigene Inflationsrate gibt?
Deine Inflationsrate beträgt 2,5 %, die Deines Partners 3,2 % und die Deiner erwachsenen Tochter 5,8 %?
Klingt komisch, oder? Doch mit dem digitalen Euro ist das machbar und soll laut Gesetz auch so kommen.
So könnte ein Bürgergeldempfänger mit einer dauerhaften Inflationsrate von 7 % rechnen, während eine berufstätige Person mit einer niedrigeren Inflationsrate rechnen muss. Der umgekehrte Fall könnte natürlich auch möglich sein, je nach dem, wie viele Arbeitslose es in der EU gibt. Je mehr Arbeitslose Bürger, um so höher die Inflationsrate.
Das hätte zur Folge, dass ein Arbeitsloser eine geringere Kaufkraft hat und somit dazu motiviert werden soll, eine neue Arbeit aufzunehmen. Auch könnte die Inflationsrate bei einem Arbeitnehmer, der 40 Jahre im selben Betrieb arbeitet, unter 1 % liegen.
Ein Bürgergeldempfänger zahlt z. B. 107 Euro für seinen Wocheneinkauf, während ein Arbeitnehmer für exakt die gleiche Ware nur 72,19 Euro zahlt. Grund: Die Inflationsrate des Bürgergeld ist höher und wird auf den Kaufpreis draufgeschlagen.
Was so eine persönliche Inflation zur Folge hätte, kann heute gar nicht vollständig erfasst werden. Die Auswirkungen wären aber für jeden EU-Bürger stark spürbar.
Fazit
Wenn Du nun denkst, mit Deinem Geld kann man das doch nicht machen, sei Dir darüber im Klaren, dass Dein Geld nicht Dir gehört, sondern der Bank. Sie stellt Dir monatlich ein bestimmtes Kontingent an Geld zur Verfügung, welches von Deiner Arbeitsleistung abhängig ist. Dafür bekommt sie von Deinem Arbeitgeber direkt oder indirekt die Geldeinheiten für Dich zur Verfügung gestellt und teilt Dir mit der Gutschrift auf Deinem Girokonto mit, dass Du nun darüber verfügen kannst. Daran hat sich seit mehr als 100 Jahren nichts geändert.
Ich frage mich, wofür in der EU eine 11. Zahlungsmethode gebraucht wird. Der einzige Grund, der mir einfallen will ist die vollständige Überwachung des Geldflusses. Es würde mich auch nicht wundern, wenn 2035 oder 2040 alle anderen Zahlmöglichkeiten außer dem digitalen Euro nicht mehr als offizielles Zahlungsmittel zur Verfügung stehen wird. Dann wird es in Deutschland nur noch ein einziges Geldinstitut geben, bei dem jeder Bürger ein Konto haben wird. Geldautomaten wird es nicht mehr geben, ebensowenig Kontoauszugsdrucker. Jeder hat seine Bank-App auf dem Smartphone, genannt EuroWallet, und erledigt damit sämtliche Bankgeschäfte. Eine gewisse Parallele zu China drängt sich mir dabei auf.
Wir können schon heute alles überallhin zahlen, ohne dabei Überraschungen zu erleben. Wir können mit Paypal und Wero Geld an Freunde senden, mit der Überweisung und Echtzeitüberweisung Rechnungen bezahlen, mit Klarna und Paypal problemlos auf Raten einkaufen und mit Applepay oder Googlepay an der Kasse schnell und einfach bezahlen. Keine dieser Zahlungsmethoden hat bezüglich Zuverlässigkeit einen negativen Touch. Tja, und wer heute noch eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, die nur Bargeld annimmt, kann dies ohne Probleme tun.
Bezüglich Bargeld mache ich regelmäßig so meine Erfahrungen. Einmal im Monat benötige ich ein Taxi. Das Taxiunternehmen (das Einzige im Ort) nimmt ausschließlich Bargeld an und es denkt nicht im Traum daran, irgendeine andere Zahlungsmethode anzubieten. Also wenn 2027/2028 der digitale Euro als offizielles Zahlungsmittel eingeführt wird, wird auch das Taxiunternehmen diese Zahlmöglichkeit anbieten müssen. Zumindest sollte man das denken, denn es besteht zur Zeit lediglich die Verpflichtung mind. ein einziges offizielles Zahlungsmittel zu akzeptieren. Solange Bargeld als gültiges Zahlungsmittel gilt, wird sich das Taxiunternehmen wohl nicht dazu entscheiden, weitere Zahlungsmöglichkeiten zu akzeptieren.
Auch, wenn ich negative Szenarien aufgezeigt habe, hoffe ich nach wie vor, dass keines der Szenarien jemals eintreten wird. Auch frage ich mich nach wie vor, wozu der EU-Bürger eine weitere Zahlmöglichkeit braucht, die ihm keinen nennenswerten Vorteil bietet. Was wird dann ab 2028 mit Zahlungsdienstleistern in der EU wie Paypal, Klarna, Googlepay und Applepay? Ist die schöne Zeit für anonyme bargeldlose Zahlungen damit vorbei? Selbst, wenn dem so wäre, diesen Zahlungsdienstleistern interessiert es nur am Rande, ob sie alle Kunden der EU verlieren. Sie haben genug Kunden auf der ganzen Welt.
Doch wie sieht es mit den Banken und Sparkassen in der gesamten EU aus? Wenn jeder EU-Bürger ein Konto bei der EZB haben und mit seiner Wallet verwalten soll, sind dann noch Banken wie N26, ING, Commerzbank, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, Deutsche Bank und all die anderen kleinen Banken noch notwendig? Liegt die Gefahr im digitalen Euro nicht auch in einer EU-weiten millionenfachen Vernichtung von Arbeitsplätzen?
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