Bestimmt hast Du schon bemerkt, dass ich in den letzten Wochen kaum bis gar nichts geschrieben habe. Das hat seinen Grund. Ich war mit einem bestimmten BDSM-Thema intensiv beschäftigt.
Die Vorgeschichte
Ich habe Accounts bei Romeo, bei Lederstolz und SadoMasoChat. In allen Profilen gibt es auch eine Liste der User, die mein Profil besucht haben. In den Besucherlisten ist mir schon länger etwas aufgefallen, wozu ich schon lange mal einen Kommentar abgeben wollte.
Ganz egal, wo ich meine Profile verorte, die meisten Besucher kommen aus Orten, die mehrere Hundert Kilometer entfernt sind. Ich hatte mich in folgenden Städten für jeweils 4 Wochen gespeichert:
- Bremen
- Hamburg
- Berlin
- München
- Stuttgart
Wer sucht wo?
Ich habe mich auf den Plattformen jeweils 4 Wochen in den erwähnten Städten aufgehalten. Egal, wo ich zu finden war, die meisten Besucher kamen aus Orten, die mehr als 200 km entfernt waren. So hatte ich z. B. in Berlin die meisten Besucher meines Profiles aus München, Stuttgart und Köln. In Bremen kamen die meisten Besucher aus Hamburg, Berlin und dem Großraum Ruhrgebiet. Interessant wurde es, als ich in München und Stuttgart gefunden werden konnte. Plötzlich kamen die meisten Besucher aus Schleswig-Holstein, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
In allen Orten waren Besucher aus der entsprechenden Region die absolute Minderheit, die sich auf unter 5 % aller Besucher beschränken.
Besucher aus der Region: 3 % bis 5 %
Besucher aus bis 200 km: 13 % bis 18 %
Besucher weiter als 200 km:77 % bis 84 %
In den 77 % bis 84 % sind auch Besucher enthalten, die weiter als 700 km entfernt sind. Diese Besucher sind in einer ähnlichen Minderheit wie die regionalen Besucher, aber noch darunter. Deshalb habe ich sie nicht extra aufgeführt.
Warum eigentlich?
Warum eigentlich ist das so auffällig, dass sich die User hauptsächlich Profile ansehen, die nicht in ihrer Region beheimatet sind? Schließlich sind die Plattformen wie Romeo, Lederstolz oder der SMC doch dazu da, reale Kontakte zu knüpfen? Dies dürfte aber in über 90 % der Fälle kaum bis gar nicht möglich sein. Reale Kontakte kommen doch eher zustande, wenn beide Kontakte in der gleichen Region leben, denn dann ist der Weg nicht so weit und es lassen sich einfacher Termine und Kontaktorte finden.
Dass aber so viele Profilbesucher aus mehr als 200 km Entfernung sind, kann ketzerisch doch nur bedeuten, dass gar keine realen Kontakte gewünscht sind. Dies macht sich auch in den Chats mit solchen Profilbesuchern bemerkbar, die selten bis niemals auf einen realen Kontakt hinauslaufen.
Wenn ich dann den entfernten Chatpartner auf die Entfernung aufmmerksam mache, heißt es meistens, dass ihr Ort nicht stimmt oder sie die Entfernung nicht bedacht haben. Ganz kurios wird es dann, wenn mich jemand anschreibt, der 800 km entfernt ist und bei mir noch heute ein Date haben möchte. Klar, 9 Stunden Anreise, 3 Stunden bleiben und dann 9 Stunden Rückreise, und das dann mit dem eigenen Auto? 21 Stunden ohne zu schlafen und das hinter dem Steuer? Okay, er könnte unterwegs im Auto eine Stunde schlafen, aber das verlängert lediglich die An- oder Abreisezeit.
Okay, ich hatte es schon, dass jemand aus der Schweiz zu mir angereist ist. Er fuhr mit dem Zug nach Zürich, stieg dort ins Flugzeug nach Hannover und fuhr die restliche Strecke wieder mit dem Zug, und ich holte ihn am Bahnhof ab. Er blieb aber auch eine Nacht und kam am darauffolgenden frühen Abend wohlbehalten zu Hause an. Das aber dürfte eine Ausnahme, ein sogenannter Einzelfall, sein, denn das ist mir in 10 Jahren lediglich einmal passiert.
Undwenn mir jemand ankündigt, mit dem Auto aus der Schweiz oder Österreich anzureisen, gebe ich ihm zu überlegen, seine Entscheidung nochmal zu überdenken. Tja, und selbst bei einer Anreise mit der Bahn kann man sich nur darauf verlassen, dass man sich auf nichts verlassen kann.
So hatte ich vor ein paar Jahren ein Date mit einem Typen aus München. Er wollte mit der Bahn anreisen, was eigentlich kein Problem ist. Problem war nur, dass er Geld sparen wollte und sich damals ein 49-Euro-Ticket besorgt hatte, womit er keine Fernzüge nutzen darf. Letztlich wurden aus 6 Stunden Anreise Dank Verspätungen und Zugausfälle mal eben 11 Stunden Anreise. Normalerweise hätte ich ihn damals direkt abgehakt und als Fake eingestuft. Doch er gab mir in regelmäßigen Abständen ganz freiwillig seine aktuelle GPS-Position, so dass ich genau sehen konnte, wo er gerade ist. Nur deshalb habe ich 5 Stunden auf ihn gewartet und ihn vom Bahnhof abgeholt, was dann auch problemlos klappte.
Aber mal ehrlich, sowas ist wirklich eine Ausnahme und keineswegs normal.
Normal ist hingegen die Tatsache, das Dates vereinbart werden, incl. Abholung vom Bahnhof und ich dann vergebens am Bahnhof warte. Dabei ist die Entfernung völlig egal.
So ist es nicht verwunderlich, dass die überwiegende Zahl an Profilbesuchern aus mehr als 200 km Entfernung kommt. Auf ein reales Date wird keinen Wert gelegt.
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